Die österreichische Bundeshauptstadt Wien hat ihr Regionalparlament gewählt. Und die Auguren haben grösstenteils recht behalten. Die Sozialdemokraten von Bürgermeister Ludwig mussten 2,1 Prozent einbüssen und liegen nunmehr bei 39,5 Zählern. Der Koalitionspartner auf Bundesebene, die Volkspartei, hat ein Debakel erlebt und ist von Platz zwei auf den fünften abgestürzt. Mit einem Minus von 10,7 auf 9,7 Prozent hat sich die Kanzlerpartei in Österreichs grösster Stadt mehr als halbiert. Hingegen konnten die Freiheitlichen ihren Stimmenanteil verdreifachen. Mit einem Plus von 13,6 kommt man jetzt auf 20,8 Prozent.

Somit sind die Auspizien für Herbert Kickl und die FPÖ weiterhin günstig. Während Stocker und seine österreichische Ampelregierung für die nächsten fünf Jahre der Legislaturperiode Verluste einpreisen müssen. Mitsamt der Sollbruchstelle von Neuwahlen wegen Überschreitens der Schmerzgrenze.

Ludwig kann rechnerisch seine Koalition mit den Neos, einer Abspaltung der ÖVP mit der deutschen FDP als role model, fortsetzen. Auch die Grünen sowie die Volkspartei sind mögliche Mehrheitsbeschaffer. Der einzige Wahlsieger des Abends, die FPÖ mit Dominik Nepp, bleibt im Landtag auf den Oppositionsbänken. Die Wiener SPÖ bleibt ihrer strategischen Sackgasse treu und schliesst die FPÖ aus. Womit jedoch lediglich in der Donaumetropole taktische Erfolge erzielt werden können.

Was bedeutet dies für die Bürger in Wien? Jörg Haider liess in den neunziger Jahren plakatieren: «Wien darf nicht Chicago werden.» Trotz Zugewinnen der FPÖ blieb die SPÖ stärkste Kraft. Und die Satiriker konterten: «Wien bleibt Chicago.»

Dies spiegelt zweierlei Grundthemen wider. Erstens, dass Wien eine gutgeölte «Political Machine» ist, vergleichbar mit Chicago, New York oder Detroit. Wo Bürgermeisterpartei und städtische Unternehmen wie Bürokratie miteinander verschmolzen sind.

Zweitens, dass Wien ungefährdet in die nächste Staffel von «Chaos City» geht. Finanziert durch Bundesfinanzminister Marterbauer von der SPÖ. Denn die «Brot und Spiele»-Politik zur Eindämmung beziehungsweise Ruhigstellung von Kriminalität, Gewalt, Parallelgesellschaften sowie ökonomischem Abstieg muss durch den Bundeshaushalt finanziert werden.

Die Dominanz der Debatte vor der Wahl über Wettquoten erinnert an Verhältnisse der späten römischen Republik. Jedenfalls kann Ludwig am 1. Mai dieser Woche einen Triumphzug abhalten. Das «Memento mori» klingelt hingegen in den Ohren der österreichischen Steuerzahler.